Trust in Me (Wait for You 3) (2024)

Kapitel 1

Jase Winstead war ein grausamer Mistkerl.

Den Arsch-tronomiekurs zu besuchen war wirklich das Letzte, was ich um neun Uhr morgens tun wollte, besonders, nachdem der Kurs mich ständig an das erste Mal erinnerte, als ich Astronomie bei Drage belegt hatte. Und warum ich im ersten Jahr plötzlich und überhastet verschwunden war. Jase’ fiese SMS darüber, dass Kurse vor zwölf Uhr mittags schlecht für die Gesundheit waren, konnte ich nun wirklich gar nicht gebrauchen.

Wenn man bedachte, dass ich vielleicht – keine Ahnung – zwei Stunden geschlafen hatte und immer noch den Geschmack von Tequila und anderen Dingen, an die ich nicht mal denken wollte, auf der Zunge hatte, würde ich heute kein Paradebeispiel dafür sein, wie man den ersten Tag des Wintersemesters erfolgreich hinter sich brachte.

Ich beobachtete, wie die Tür zum Kursraum zufiel, dann starrte ich wieder auf mein Handy. Jase konnte es einfach nicht lassen:

Schwänz einfach. Ich habe Bier. X-Box. FIFA ’13.

Verdammt. Das klang wirklich verlockend. Ollie hatte am letzten Wochenende unsere eigene X-Box während des brutalen Showdowns von Call of Duty zerstört.

Und ich war sowieso schon ein paar Minuten zu spät dran.

Astronomiekurs oder Fußball auf der X-Box? Keine allzu schwere Entscheidung.

Ich traf meinen Entschluss, drehte mich um und wollte gerade Jase antworten, als die Doppeltür vor mir aufgerissen wurde, als würde ein Tornado durchs Treppenhaus fegen. Ich riss den Kopf gerade noch rechtzeitig hoch, um etwas Kleines, Rotes direkt auf mich zurasen zu sehen.

Ein Zusammenstoß ließ sich nicht mehr verhindern.

Das zierliche Mädchen knallte direkt gegen mich, wurde zurückgeworfen und wedelte dann mit den Armen wie eine Ertrinkende. Die Tasche, die aussah, als würde sie mehr als ihre Besitzerin wiegen, riss sie aus dem Gleichgewicht.

Aus reinem Instinkt warf ich mich nach vorne, ließ meinen Rucksack fallen und schlang einen Arm um ihre Hüfte. Ihre Collegetasche allerdings flog in die eine, der Inhalt in die andere Richtung. Das Mädchen schwankte immer noch wie einer dieser aufblasbaren Boxsäcke. Ich packte sie fester, um sie zu stabilisieren, bevor sie sich selbst ernsthaften Schaden zufügte. Sie richtete sich auf. Rostrote Haare flogen nach vorne und trafen mich im Gesicht. Der Geruch nach Beeren gepaart mit anderen leckeren Sachen erfüllte meine Nase.

Heiliger Dreck, ich war gerade von jemandem gerammt worden, der der Comicfigur Strawberry Shortcake zum Verwechseln ähnlich sah.

Ich lachte leise, bevor ich mein Handy in die Hosentasche schob. Ich wollte gerade loslassen, da merkte ich, wie das Mädchen sich kaum rührte. Jeder Muskel ihres Körpers wurde steinhart. Sie war schon vorher winzig gewesen – sie reichte mir bis kaum an die Schulter –, doch jetzt schien sie noch kleiner zu werden und in sich zusammenzusacken. Hatte sie sich verletzt?

Und hatte sie Shepherd irgendwie mit einer nahegelegenen Mittelschule verwechselt?

„Hoppla“, sagte ich. „Alles okay, Süße?“

Eine halbe Minute lang bekam ich keine Antwort. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Dann atmete sie tief durch, sodass ihre Brust gegen mich gedrückt wurde. Ich erschrak ein wenig, als ich ihre Kurven spürte. Sie ging definitiv nicht mehr auf die Mittelschule, außer sie waren dort inzwischen viel weiterentwickelt als zu meiner Zeit. Und falls dem so war, war ich verdammt neidisch auf die Jungs dort.

Okay. Jetzt fühlte ich mich, als hätte ich dringend eine kalte Dusche nötig, und das beunruhigte mich.

War ich noch von gestern Abend betrunken? Wahrscheinlich schon.

„Hey“, versuchte ich es noch mal, diesmal sanfter. „Geht es dir gut?“ Als sie immer noch nicht antwortete, legte ich ihr zwei Finger unters Kinn. Ihre Haut war kühl und samtig. Sanft hob ich ihren Kopf, während ich mich fragte, ob es wohl möglich war, dass jemand in Ohnmacht fiel und dabei trotzdem auf den Beinen blieb. Ich hatte den Mund schon geöffnet, um die Frage noch einmal zu stellen, doch die Worte blieben irgendwo zwischen meinem Hirn und meinem Mund stecken.

Ich blinzelte, weil ich wie ein totaler Trottel glaubte, dass das vielleicht etwas an dem Bild vor meinen Augen ändern würde. Nicht, dass ich wollte, dass sich das, was ich sah, veränderte, aber verdammt …

Welcher Kerl hatte keine Schwäche für Rotschöpfe?

Dieses Mädchen hübsch zu nennen wäre ihr nicht gerecht geworden. Ihre Augen waren groß, ein schönes, warmes Whiskybraun. Sommersprossen lachten auf ihrer Nase neben den schön geformten Wangenknochen. Ihre Lippen waren voll und kirschrot. Das war die Art von Lippen, die Art von Mund, die einen Mann zu Fall bringen konnten und würden …

„Lass. Mich. Los.“

Dieser harte Ton, begleitet von mühsam kontrollierter Panik, brachte mich dazu, sofort die Arme zu senken und meiner Gesundheit zuliebe einen Schritt zurückzutreten.

Kaum hatte ich sie losgelassen, schwankte sie ein wenig. Fast hätte ich wieder den Arm ausgestreckt, doch ich mochte meine Eier. Eines Tages würde ich vielleicht Kinder haben wollen. Ich hatte so ein Gefühl, dass das nicht mehr infrage käme, sollte ich sie jetzt noch mal anfassen.

Sie keuchte angestrengt, schob sich die Strähnen aus dem Gesicht und zog sich vorsichtig von ihrer Tasche zurück. Dichte, rötliche Wimpern hoben sich. Für einen Moment bewegte sich keiner von uns, dann glitt ihr Blick über mein Gesicht und von dort nach unten. Die Schnecke checkte mich ungeniert ab.

Vielleicht waren meine Eier doch nicht in Gefahr.

Ein hübscher Rotton erschien auf ihren Wangen. „Es tut mir leid. Ich hatte es eilig, in meinen Kurs zu kommen. Ich bin spät dran und …“

Ich grinste, als ich mich hinkniete und anfing, ihre auf dem Boden verstreuten Sachen aufzusammeln. Wie ein Mädchen so viele verdammte Stifte haben konnte, ging über meinen Verstand. Blau. Purpur. Schwarz. Rot. Orange. Was zur Hölle? Wer schrieb schon mit einem orangefarbenen Stift?

Sie schloss sich mir an und schnappte sich den Rest ihrer Stifte, während sie den Kopf so drehte, dass ihr rotbraunes Haar ihr Gesicht verbarg. „Du musst mir nicht helfen.“

„Kein Problem.“ Ich griff nach einem Stück Papier, das sich als ihr Stundenplan entpuppte. Ein schneller Blick auf die Kurse verriet mir, dass sie ein Erstsemester war. „Astronomiegrundkurs? Da will ich auch hin.“

Jase und Bier und FIFA ’13 würden warten müssen.

„Du verspätest dich.“ Sie versteckte sich immer noch hinter ihren Haaren. „Es tut mir wirklich leid.“

Nachdem ich den letzten Block eingesammelt und in ihre Tasche geschoben hatte, stand ich auf. Dann gab ich ihr die Tasche zurück, in der Hoffnung, dass sie jetzt aufschauen würde. Keine Ahnung warum – nennt mich Muttersöhnchen –, aber ich mochte es, wenn meine Mädchen lächelten. Es gefiel mir nicht, wenn sie kurz vor dem Heulen waren. „Ist okay.“ Mein Grinsen wurde breiter. „Ich bin es gewöhnt, dass Mädchen sich mir an den Hals werfen.“ Sie hob ihr Kinn ein kleines Stück. „Aber dass sie mir jetzt schon auf den Rücken springen, ist neu. Hat mir irgendwie gefallen.“

Sie riss den Kopf hoch, und all diese Haare glitten nach hinten. „Ich habe weder versucht, auf deinen Rücken zu springen, noch habe ich mich dir an den Hals geworfen.“

„Hast du nicht?“ Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Ich ignorierte es. „Was für eine Schande. Falls es so gewesen wäre, hätte das diesen Tag zum besten Semesterbeginn aller Zeiten gemacht.“

Sie musterte mich mit an die Brust gedrückter Tasche, während ich meinen Blick auf das Papier senkte, das ich in der Hand hielt. „Avery Morgansten?“

„Woher kennst du meinen Namen?“, blaffte sie.

Was für ein reizbares kleines Ding. „Er steht auf deinem Stundenplan.“

„Oh.“ Sie schob sich einige Strähnen hinter das Ohr. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie nach dem Stundenplan griff.

Als ich klein war, hatte meine Mom immer behauptet, dass ich eine Schwäche für die Schwachen hatte. Verletzte Tauben. Dreibeinige Hunde. Dünne Ferkel. Meine Schwester war genauso. Wir hatten einen sechsten Sinn, wenn es darum ging, die Außenseiter aufzuspüren. Ich wusste eigentlich so gut wie nichts über dieses Mädel, aber sie war offensichtlich neu an der Uni, offensichtlich fühlte sie sich nicht wohl, und offensichtlich hatte sie einen schlechten Tag in den Start gehabt. Sie tat mir leid.

„Ich heiße Cameron Hamilton“, erklärte ich ihr. „Aber alle nennen mich Cam.“

Sie bewegte die Lippen, als wiederhole sie meinen Namen. Mir gefiel, wie sie dabei aussah. „Danke noch mal, Cam.“

Ich beugte mich vor, griff nach meinem Rucksack und warf ihn mir über eine Schulter. Dann schob ich mir die Haare aus meinem Gesicht und setzte das Lächeln auf, das gewöhnlich dafür sorgte, dass ich bekam, was ich wollte. „Na, dann lass uns mal unseren großen Auftritt starten.“

Ich hatte schon die Tür zum Astronomiekurs erreicht, als mir auffiel, dass sie sich kein Stück bewegt hatte. Ich sah über die Schulter zurück und runzelte die Stirn, als sie langsam zurückwich. „Du läufst in die falsche Richtung, Süße.“

„Ich kann nicht“, krächzte sie.

„Was kannst du nicht?“ Ich drehte mich zu ihr um.

Avery suchte für einen Moment meinen Blick, dann wirbelte sie herum und rannte davon. Ihre Tasche schlug gegen ihre Hüfte, während ihre Haare hinter ihr herwehten wie ein Cape. Die Puppe rannte weg. Sie rannte tatsächlich weg. Ich war völlig verblüfft. Dann rief ich ihren Namen, um sie aufzuhalten, aber sie drehte sich nicht mehr nach mir um.

Was zur Hölle war gerade passiert?

Die Tür hinter mir öffnete sich, und eine tiefe Stimme rief mit leichtem Akzent: „Mr. Hamilton, wollen Sie sich uns heute noch anschließen?“

Mist. Ich schloss die Augen.

„Oder haben Sie vor, die verbleibende Zeit über im Flur zu stehen?“, fragte Professor Drage.

Seufzend drehte ich mich um. „Natürlich nehme ich an Ihrem Kurs teil.“

„Natürlich“, wiederholte der Professor und streckte mir einen Stapel gehefteter Papiere entgegen. „Der Lehrplan.“

Ich nahm einen, dann dachte ich kurz nach und griff noch einmal zu. Nur für den Fall, dass Avery Morgansten noch einmal auftauchte.

Jase lehnte an der Ladefläche meines Trucks, eine Hand in die braunen Haare geschoben, um sie von seiner vor Schweiß glitzernden Stirn zurückzuhalten. „Es ist heiß wie die Hölle.“

Für Ende August war es tatsächlich drückend heiß, eine unangenehme feuchte Hitze. Nicht einmal der Schatten, den die großen Eichen um den Parkplatz gegenüber von White Hall warfen, brachte Erleichterung. Ich fürchtete mich jetzt schon davor, die Tür zu meinem aufgeheizten Auto zu öffnen.

„Die wahrsten Worte, die du je gesprochen hast.“ Ollie blinzelte in Richtung Bäume. „Es ist so heiß, dass man sich im Grunde nur noch ausziehen kann.“

Ich sah ihn an. „Du bist schon nackt genug, Mann.“

Ollie sah grinsend an sich selbst herunter. Kein T-Shirt. Tiefhängende Shorts. Flip-Flops. Sonst nichts. „Du weißt verdammt gut, dass ich um einiges nackter sein kann.“

Unglücklicherweise stimmte das. Wir teilten uns seit drei Jahren eine Vierzimmerwohnung in University Heights. Kaum eine Woche nachdem wir zusammengezogen waren, hatte Ollie jeden Anstand über Bord geworfen. Ich hatte die Weichteile dieses Kerls öfter gesehen, als ich mir eingestehen wollte. Er würde im Frühjahr seinen Abschluss machen, so wie es bei mir eigentlich auch der Fall sein sollte. Ich würde den Idioten vermissen.

„Strafzettel.“ Jase nickte in Richtung meiner Windschutzscheibe.

Ich seufzte, als ich seinem Blick folgte. Ein cremefarbenes Stück Papier klemmte ordentlich unter einem Scheibenwischer. Dieser Parkplatz war eigentlich für Angestellte der Uni reserviert, aber aufgrund der schwierigen Parksituation in dieser Gegend schnappte ich mir jede Lücke, die ich erwischen konnte. „Ich werde ihn in meine Sammlung aufnehmen.“

„Die bereits riesig ist.“ Ollie zog einen Haargummi von seinem Handgelenk und band sich seine schulterlangen Haare zu einem Pferdeschwanz zurück. „Also, heute Abend Party bei uns?“

Meine Augenbrauen wanderten nach oben. „Häh?“

Jase grinste und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Es ist eine Semestereröffnungsparty.“ Ollie streckte sich, bis sein Rücken knackte, und gähnte herzhaft. „Nur ein kleines Get-together.“

„Oh Gott.“

Jase’ Grinsen wurde breiter. Ich wollte es ihm aus dem Gesicht prügeln. Das letzte Mal, als Ollie ein „kleines Get-together“ anberaumt hatte, hatte es in unserem Apartment nur noch Stehplätze gegeben. Kann schon sein, dass auch die Polizei aufgetaucht war.

„Wir bestellen Pizza. Ich muss …“ Ollie stoppte mitten im Satz und drehte sich nach einer kurvenreichen Brünetten um, die an uns vorbeiging. Einen Augenblick später hatte er uns bereits stehen gelassen, und sein Arm lag um die Schultern des Mädchens. „Hey, du, na …“

Die Brünette kicherte und schlang ihren Arm um Ollies Hüfte.

Ich drehte mich um und hob die Hände. „Was zum Teufel …?“

„Hoffnungsloser Fall.“ Jase verdrehte die Augen. „Wenn es um Mädchen geht, hat dieser Kerl Augen im Hinterkopf.“

„Wie wahr.“

„Wie er es schafft, regelmäßig flachgelegt zu werden, geht über meinen Verstand.“

„Das ist eines der großen Geheimnisse des Lebens.“ Ich stiefelte zu meinem Truck, schnappte mir den Strafzettel und öffnete dann die Fahrertür. Heiße Luft stieg mir ins Gesicht. „Verdammt.“

Jase drehte sich zu mir um. „Was war heute los? Du hast nicht auf meine SMS geantwortet. Ich dachte, FIFA würde dich ködern.“

„Oh, hast du mich vermisst?“ Ich zog mein T-Shirt aus, rollte es zusammen und warf es auf den Beifahrersitz.

„Vielleicht.“

Lachend schnappte ich mir meine Kappe vom Sitz und setzte sie mir auf den Kopf, um die Sonne besser auszuhalten. „Ich wusste gar nicht, dass wir miteinander ausgehen.“

„Jetzt hast du meine Gefühle verletzt.“

„Wenn wir das nächste Mal unterwegs sind, gebe ich dir einen aus.“

„Läuft. Ich bin leicht zu haben.“

Ich grinste. „Das weiß ich nur zu gut.“

Jase lachte und ließ seine Arme über die Begrenzung der Ladefläche hängen. Sein lockeres Lächeln verblasste, als er eine Sonnenbrille auf seine Nase schob. Ich kannte diesen Ausdruck. Er verhieß nie etwas Gutes. Nur wenige Leute wussten, wie beschissen das Leben zeitweise für Jase gelaufen war. Es fiel leicht, das Gegenteil anzunehmen, immerhin war Jase immer derjenige, an den man sich wenden konnte, wenn man das eigene Leben auf die Reihe kriegen wollte. Das galt auch für mich.

Ich schaltete die Klimaanlage an, schlug die Tür zu und ging zu Jase an die Seite des Trucks. Das Metall lag heiß an meinen Unterarmen, als ich mich vorlehnte, um meine Unterschenkel zu dehnen. „Was ist los?“

Eine dunkle Augenbraue erschien über dem Rand der Sonnenbrille. „Willst du ins Fitnessstudio oder irgendwas?“

„Das war mein Plan.“ Ich wechselte das Bein, um die Verspannung im anderen Bein zu lösen. „Willst du mitkommen?“

„Nee“, sagte er. „Ich muss auf der Farm vorbeischauen. Ein bisschen nach dem Rechten sehen.“

„Wie geht es Jack?“

Ein breites Lächeln erschien auf Jase’ Gesicht, so strahlend, dass eine junge Professorin, die gerade am Truck vorbeilief, kurz ins Stolpern geriet. „Es geht ihm prima“, sagte er so glücklich, wie er immer klang, wenn er von seinem Bruder sprach. „Gestern hat er mir erklärt, dass er Chuck Norris werden will, wenn er mal groß ist.“

Ich lachte. „Damit kann man wenig falsch machen.“

„Stimmt.“ Jase drehte den Kopf und musterte mich über die Sonnenbrille hinweg. „Wie läuft es bei dir?“

„Gut.“ Ich stieß mich ab und löste meine Arme vom Auto. „Warum fragst du?“

Jase hob eine Schulter. „Nur so.“

An manchen Tagen machte mich diese Bemerkung sauer. An anderen Tagen war es okay. Gut für Jase, dass heute so ein Tag war, wo es einfach an mir abprallte. „Auf keinen Fall treibt mich bald jemand in die Enge, bis ich ›für immer‹ schweige. Also alles prima.“

„Schön zu hören.“ Grinsend zog Jase sich zurück, dann wandte er den Kopf in die Richtung, in der die junge Professorin verschwunden war. „Party bei dir, richtig?“

„Warum nicht?“ Ich ging zur Fahrertür. „Ich bin sicher, der halbe Campus wird da sein.“

„Stimmt.“ Jase drehte sich um. „Bis später.“

Ich kletterte in den kühlen Innenraum meines Autos und fuhr vom Parkplatz. Ich musste meinen faulen Hintern zum Fitnessstudio auf dem westlichen Campus schaffen, aber irgendwie zog es mich auch auf meine Couch für ein Nickerchen.

Ich bog am Stoppschild links ab und passierte gerade in dem Moment die Reihenhäuser, als ein Football aus einer der Türen flog und einen Kerl am Hinterkopf traf. Lachend griff ich …

Etwas Rotes erregte meine Aufmerksamkeit.

Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Oh mein Gott. Ich kniff die Augen zusammen und fixierte meinen Blick. War das etwa Shortcake?

Für einen Moment verdeckte ein Baum mir die Sicht, dann erschien sie wieder. Die Sonne glitzerte auf dem breiten Armband um ihr Handgelenk.

Zur Hölle ja, sie war es.

Meine nächste Handlung fand ohne jegliches Nachdenken statt. Mit einem breiten Grinsen drehte ich meine Kappe mit dem Schirm nach hinten, bevor ich scharf nach rechts abbog, um die Straße zu blockieren.

Avery trat auf den Gehweg zurück. Ihre großen Augen wurden noch größer. Als ich das Beifahrerfenster herunterfahren ließ, sah sie ziemlich geschockt aus.

Ich grinste, froh zu sehen, dass Shortcake ihren ersten Tag an der Uni überlebt hatte. „Avery Morgansten, so treffen wir uns wieder.“

Sie sah sich um, als vermutete sie, dass ich mit jemand anderem sprach. „Cameron Hamilton … Hi.“

Ich lehnte mich vor, wobei ich einen Arm lässig über das Lenkrad legte. Sie sah verdammt süß aus, wie sie da stand und an ihrem Armband herumspielte. „Wir müssen damit aufhören, uns so zu treffen.“

Während sie sich eher unbeholfen auf ihre pralle Unterlippe biss und von einem Bein auf das andere trat, wanderte Shortcakes Blick nach unten und verharrte auf meinem Tattoo. Vielleicht lag es daran, dass ich eine jüngere Schwester hatte, aber ich wollte unbedingt, dass es ihr gut ging. Doch scheinbar kämpfte ich da auf verlorenem Posten.

„Du rennst gegen mich, ich überfahre dich fast“, führte ich aus. „Es ist, als wäre eine Katastrophe zwischen uns schon vorprogrammiert.“

Schweigen.

Noch ein Versuch. „Wo willst du hin?“

„Zu meinem Auto“, sagte sie und bewies damit, dass sie reden konnte. „Meine Parkuhr läuft bald ab.“ Sie verlagerte ihr Gewicht. „Also …“

„Na, dann spring rein, Süße. Ich kann dich mitnehmen.“

Sie starrte mich an, als hätte ich sie aufgefordert, freiwillig in den Wagen ihres Kidnappers einzusteigen. „Nein. Ist okay. Ich stehe direkt auf dem Hügel. Wirklich nicht nötig.“

„Kein Problem. Ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich dich fast umgefahren hätte.“

„Danke, aber …“

„Hey! Cam!“ Kevin tauchte aus dem verdammten Nichts auf und joggte an Avery vorbei. „Was hast du vor, Mann?“

Seltsam irritiert hielt ich meinen Blick auf Shortcake gerichtet, während ich dem Drang widerstand, den Kerl mit meinem Truck aus dem Weg zu räumen. „Nichts, Kevin. Ich versuche hier nur, mich zu unterhalten.“

Avery hob ihre Hand, wackelte mit den Fingern und sprang um Kevin und meinen Truck herum. Mein Blick folgte ihr, während Kevin ohne Unterlass über irgendwas redete, was mich einen Scheiß interessierte.

„Mist“, murmelte ich und ließ mich in den Sitz zurückfallen.

Avery lief schon wieder weg.

Und ich verspürte das seltsame Bedürfnis, sie zu jagen.

Trust in Me (Wait for You 3) (2024)
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Author: Aracelis Kilback

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Name: Aracelis Kilback

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Introduction: My name is Aracelis Kilback, I am a nice, gentle, agreeable, joyous, attractive, combative, gifted person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.